EUROPAMEISTERSCHAFT 2000 in Bregenz
Ein Bericht von Bundessportwart Werner Ertel
Aachen, den 14.April 2000

Vom 31.03.-bis 10.04. 2000 fand in Bregenz/Österreich die Europa- meisterschaft für Damen, Herren, Mannschaft und Rollstuhlfahrer statt.
Die DBU nominierte für die Titelkämpfe: Den Titelverteidiger der Herren im 8-Ball, Ralf Souquet aus Manching, den amtierenden Europameister im 9-Ball, Oliver Ortmann aus Schrobenhausen, die Deutschen Meister Andreas Roschkowsky aus Duisburg und Thomas Engert aus Düren. Für den aus beruflichen Gründen nicht startenden Deutschen 9-Ball-Meister Rolf Alex wurde Torsten Hohmann aus Fulda nachnominiert.
Bei den Damen starteten die amtierenden Europameisterinnen Franziska Stark aus Schwetzingen und Daniela Husseneder aus Fulda, die Deutschen Meisterinnen Karin Mayet aus München und Janine Drescher aus Stolberg, sowie die Deutschen Vizemeisterinnen Diana Stateczny aus Bochum und Sandra Ortner aus Böblingen. Bei den Rollstuhlfahrern startete Tankred Volkmer aus Althütte. Nominiert, organisiert, und betreut wurde das deutsche Team von Bundessportwart Werner Ertel.
Die Reise nach Bregenz und die Heimreise wurden per PKW in Fahr-gemeinschaften absolviert. Der Turnierort, das Festspiel- und Kongresshaus in Bregenz liegt direkt am Bodensee, das Spielerhotel direkt daneben. Die Organisatoren vor Ort hatten sich einiges einfallen lassen. Doch die Koordinierung zwischen Dachverband, Ausrichter, Turnierleitung und technischem Personal sowie das Material prägten den Ablauf der Veranstaltung und sorgten immer wieder für neue Überraschungen.
Die Deutsche Billard Union hatte in Österreich sechs Titel zu verteidigen. Gewonnen wurden in diesem Jahr "nur" vier. Diejenigen, die schon im letzten Jahr vergebens auf den Einbruch der DBU warteten und in diesem Jahr den Zeitpunkt gekommen sahen, sollten doch einmal den Medaillenspiegel analysieren. Trotz der nicht zu verkennenden Leistungsstärke aller Nationen ist die DBU mit Abstand die stärkste Nation in Europa. Im 8-Ball der Herren belegten Ralf Souquet, Thomas Engert und Oliver Ortmann die ersten drei Plätze. Bei den Damen gewann Franziska Stark den 8-Ball Titel vor Karin Mayet und im 14.1-Einzel standen mit Franziska Stark, Daniele Husseneder und Sandra Ortner drei Deutsche Damen auf dem improvisierten Siegertreppchen.
Die ersten Titel wurden im Wettbewerb 14.1-Einzel vergeben. Hier begann für Franziska Stark und Janine Drescher schon in der zweiten Runde der harte Alltag. Sie verloren und mussten sich durch die Verliererrunde kämpfen. Für Janine Drescher war der Wettbewerb nach zwei weiteren Runden beendet. Sandra Ortner, Diana Stateczny und Daniela Husseneder gingen überzeugend durch die Gewinnerrunden. Sandra Ortner verlor im Viertelfinale gegen Julia Rechfeld (CH). Diana Stateczny verlor im Viertelfinale und Daniela Husseneder im Halbfinale gegen Franziska Stark. Franziska Stark dominierte im Finale bis zum Stand von 49:19. Hier riss bei Franziska der Faden und es lief nicht mehr viel. Am Ende siegte Christina Niklasson (S) 100:73. Christina Niklasson ist identisch mit Nina Lilia, die unter ihrem Mädchennamen seit Jahren bei Europameisterschaften durch mehrere Medaillen von sich reden machte!
Bei den Herren kam die Überraschung für Oliver Ortmann im zweiten Spiel. Er musste in die Verliererrunde und eliminierte bis ins Finale Gavenak (CZ), Meling (ENG), Hauge (N), Leisen (L), Bergendorf (S) und im Halbfinale den Franzosen Staphane Cohen. Das Finale, das an Spannung kaum zu überbieten war, gewann Oliver Ortmann nach einem Fehler von Alex Lely 150:146. Andreas Roschkowsky musste sich auch über die Verliererrunde ins Achtelfinale durchkämpfen, hier verlor er 113:150 gegen Niclas Bergendorf (S). Thorsten Hohmann, Ralf Souquet und Thomas Engert gingen durch die Gewinnerrunde. Thorsten Hohmann scheiterte im Achtelfinale an Stephane Cohen (F) und Ralf Souquet an Peter-F. Nielsen aus Dänemark. Thomas Engert erzielte mit 125 Bällen nicht nur die höchste Serie, sonder mit 27,58 auch den besten GD der EM 2000. Im Halbfinale scheiterte Thomas Engert mit 74:150 an Alex Lely und musste sich wiedereinmal mit dem dritten Platz abfinden. Im 8-Ball erwischte es Daniela Husseneder eiskalt. Sie verlor in der 1.Runde gegen Pia Vähäsöyrinki(FIN) und in der 1.Verliererrunde gegen Kynthia Orfanidies (NL). Ähnlich erging es Janine Drescher und Diana Stateczny. Beide schieden in der 2.Verlierrunde aus. Karin Mayet aus München und Franziska Stark gingen fast mühelos durch die Gewinnerrunden und trafen sich im Finale. Das Finale gewann Franziska Stark gegen Karin Mayet 8:1!

Bei den Herren erreichten alle fünf Deutschen Teilnehmer das Achtelfinale. Hier verlor Andreas Roschkowsky 4:11 gegen Rico Dicks und Thorsten Hohmann gegen Oliver Ortmann. Oliver Ortmann scheiterte im Halbfinale an Thomas Engert und Ralf Souquet gewann im Finale 11:9 gegen Thomas Engert. Karin Mayet spielte zwei Disziplinen. Wie zuvor angeführt, verlor sie das 8-Ball-Finale gegen Franziska Stark. Im 9-Ball verlor Karin Mayet in der 1.Runde gegen Sandra Ortner. Über die Verliererrunde kämpfte sich die Münchnerin mit Siegen über Christina Naeff (CH), Ana Hrvat (Slo) und Evelin Heyster (NL) ins Achtelfinale. Hier bezwang sie die Titelverteidigerin Daniela Husseneder aus Fulda. Im Viertelfinale eliminierte sie Eva-Linn Fossheim aus Norwegen und im Halbfinale die Schwedin Ulrika Andersson 10:7. Im Finale beherrschte Karin Mayet die in Amerika lebende Norwegerin Line Kjörsvik. Karin Mayet führte anfangs 6:0 und siegte schließlich 10:8. Kjörsvik hatte im Halbfinale 10:9 gegen Franziska Stark gewonnen. Franziska kam ohne Niederlage bis ins Halbfinale. In der zweite Runde schickte sie Diana Stateczny in die Verliererrunde und im Achtelfinale Janine Drescher auf die Tribüne. Daniela Husseneder kam wie Janine Drescher bis zum Achtelfinale und wurde von Karin Mayet vorzeitig aus dem Wettbewerb geworfen. Sandra Ortner kam ungeschlagen bis ins Viertelfinale. Ihr Stolperstein kam aus Schweden und heißt Ulrika Andersson.
Im 9-Ball Wettbewerb der Herren schickte Thomas Engert seinen Teamkollegen Andreas Roschkowsky in die Verliererrunde und der Tscheche Krenek sorgte für das aus. Auf Platz 9 landeten Thorsten Hohmann und Oliver Ortmann. Hohmann verlor unglücklich 14:15 gegen den Italiener Marco Galanti und Ortmann 13:15 gegen den Luxemburger Marc Holz. Thomas Engert zog im Viertelfinale gegen Ralf Souquet den kürzeren und Souquet qualifizierte sich mit einem Sieg über Samuel Clemann (CH) für das Finale. Mit fast drei Stunden Verspätung begann das Finale gegen 23:25 Uhr. Der Schwede Marcus Chamat ging 5:0 in Führung, baute seinen Vorsprung auf 9:2 aus und gewann spät in der Nacht mit 15:6 seinen ersten Europameistertitel bei den Herren. Tankred Volkmer, unser einziger Rollstuhlvertreter belegte im 8-Ball Platz 3 und im 9-Ball den 5.Rang.
Den Abschluss der Europameisterschaften bildeten wieder die Teamwettbewerbe. Die Damen hatten in der 1.Runde ein Freilos. Das Spiel der 2.Runde gegen Griechenland wurde glatt mit 3:0 gewonnen. Das nächste Spiel gegen Norwegen war schon etwas problematischer. Franziska Stark gewann ihr 8-Ball Spiel deutlich mit 6:1. Sandra Ortner verlor im 9-Ball 2:9 und Daniela Husseneder gewann ihr 14.1-Einzel 75:74!! Im Halbfinale traf Deutschland auf Schweden. Hier gewann Karin Mayet ihr 9-Ball Spiel 10:6 und Daniela Husseneder hatte mit Christina Niklasson die stärkste Schwedin im 14.1 erhalten. Ihre 53:100 Niederlage ist nachzuvollziehen. Das unsere 8-Ball Europameisterin Franziska Stark gegen Helena Nyberg 5:8 verliert, war dagegen sehr überraschend. Im vergangenen Jahr in Polen habe ich es mit den Worten "erklärt:" Im Damen-Teamwettbewerb war mehr drin, doch manchmal kommt es anders als man denkt... Das Deutsche Herren-Team gewann in der 1.Runde 3:0 gegen Jugoslawien. Ralf Souquet gewann 8:0 im 8-Ball, Andreas Roschkowsky 11:3 im 9-Ball und Oliver Ortmann 125:117 im 14.1. Gegen Griechenland gewann Thomas Engert im 14.1 mit 125:72, Ralf Souquet im 8-Ball 8:0 und Thorsten Hohmann im 9-Ball 11:6. Im Viertelfinale gegen Italien wurde es äußerst knapp. Thomas Engert gewann 14.1 mit 150:113, Oliver Ortmann hatte 9-Ball 9:15 verloren und Ralf Souquet gewann 11:10, nachdem der Italiener Paskasi den Matchball verschossen hatte. Im Halbfinale gegen Finnland lief dagegen wieder alles glatt. Oliver Ortmann gewann gegen Immonen 150:108 und Thomas Engert im 9-Ball 15:11. Nachdem die Begegnung entschieden war, gab Ralf Souquet seine Partie 7:10 ab. Das Finale gegen Holland war genau so spannend wie im vergangenen Jahr. In Polen hatten wir ganz knapp mit 2:1 gewonnen. In diesem Jahr haben wir genau so knapp 1:2 verloren. Hier nach Fehlern zu suchen, wäre müßig. Alex Lely, Niels Feyen und Rico Diks waren in diesem Jahr besser als wir. Herzlichen Glückwunsch nach Holland!

Werner Ertel - Bundessportwart